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Kunsttour 2019 : Kunst, die in keine Schublade passt
Petra Casteel in ihrem Lebensraum Keramik mit einer fein in Form und Farbigkeit abgestimmten Gebrauchskeramik um einen Teekannendeckel. Foto: Johannes Bindels

 

 

 

 

 

 

Kreis Heinsberg Bei der Kunsttour Heinsberg, dem Tag der offenen Ateliers und Galerien in der Freizeit-Region Heinsberg, finden in diesem Jahr die Kunstinteressierten an 61 Kunststationen einen Einblick in die Kunstszene des Kreises. Einige Künstlerinnen und Künstler nehmen zum ersten Mal teil. Eine von ihnen ist Petra Casteel.
Von Johannes Bindels
Die Autodidaktin für Keramikgestaltung lebt und arbeitet in ländlicher Umgebung in Hückelhoven-Kleingladbach. Ihre Kenntnisse und Fertigkeiten entwickelte sie weiter in Seminaren bei bekannten Dozentinnen wie Marlies Seeliger-Crumbiegel, Marion List, Lilo Schnitzler, Ruth Stark und anderen Künstlern. Ihr Ziel sei es nicht, das Rad im Umgang mit dem Material Ton neu zu erfinden, sondern die gemachten Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen.
So nennt sie ihr Atelier und ihre Werkstatt auch Lebensraum Keramik. Er sei für sie nicht nur Rückzugsort, Ruhepol und Ort der Gestaltungsmöglichkeiten, sondern auch ein Raum, um die gemachte Erfahrung und die gefühlte Bereicherung durch die gestaltende Arbeit mit anderen Menschen zu teilen. Die Weitergabe ihres Wissens über das faszinierende Material Ton sei Inhalt und Gegenstand im Lebensraum Keramik.
„Ich passe in keine kunsttheoretische Schublade“, betont sie im Gespräch. Die Arbeit mit dem Werkstoff Ton sei ihre Leidenschaft. Sie verstehe sich eher als Kunsthandwerkerin mit handwerklichen Kenntnissen und Fertigkeiten, ohne die eine gestalterische Arbeit nicht möglich sei. Das Wissen über die Auswirkung der verschiedenen Brennverfahren und die Tonverarbeitungen wie auch Glasur-Aufbringungen ergebe das unbedingt notwendige
Basiswissen. „Ich belasse den Werkstoff – also rötlichen, weißen, grauen oder anthrazitfarbigen Ton - möglichst im natürlichen Zustand, das heißt, die Ursprungsfarbe soll auch am Ende des Verarbeitungsprozesses im Exponat noch zu erkennen sein“, beschreibt sie einen Wiedererkennungswert ihrer Arbeiten. Sie bevorzuge Schlichtheit in Form und Farbgestaltung, welche auch heute noch als ihre Handschrift ebenso bei den Gebrauchskeramiken wie bei den Designstücken und Skulpturen erkennbar sei.


Petra Casteel zeigt die an Dinosaurier-Eier erinnernden Schalenkeramiken. Foto: Johannes Bindels
Dem Zufall räumt sie beim Gestaltungsprozess durchaus Raum ein und versteht diesen als Impuls zur Weiterentwicklung eines Werkstücks. So lässt sie sich von einem einzelnen Porzellan-Teekannendeckel inspirieren und fügt darum herum eine schlichte und fein auf einander in Farbigkeit und Form abgestimmte neue Gebrauchskeramik zusammen.
Naturstrukturen wie Blätterformen, aber auch eingeritzte reliefartige Symbole bereichern die gestalteten Keramiken. Die Natur und ihre Formenvielfalt seien ihr Inspiration für eigene Gestaltungprojekte. Von hoher ästhetischer Wirkung und Ausstrahlung zeugen dabei drei ähnliche Formen. An Handteller große Dinosaurier-Eierschalen erinnernd, denen gerade die Nachkommen durch eine kleine Öffnung entschlüpft sind, zeigt sich in ihnen eine Geschichten erzählende Gestaltungskraft. Gleichzeitig die Zerbrechlichkeit und dennoch auch festen Schutz umfassend, gelingt der Künstlerin die Darstellung der Synthese von Gegensätzlichkeit. Dass damit mehr als ein Abbild gelungen ist, sondern eine Neugestaltung vorgenommen wurde, das zeigen nicht nur die Strukturen an der äußeren Schale.
Wer die Faszination und die Bedeutung dessen, was Lebensraum Keramik sein kann, erleben will, hat dazu bei der Kunsttour am Sonntag, 5. Mai von 11 bis 18 Uhr Gelegenheit. Zu finden
sind die Künstlerin und ihr Lebensraum an der Houvenrather Straße 5 in Hückelhoven-Kleingladbach.

 

Aus Aachener Zeitung vom 25.04.2019